Der Falke ist gelandet – Model X-Premiere in Graz und erste Sitzprobe

Foto: Elektroautor.com
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Ecar-Rent ist in Österreich eine angesehene Tesla-Vermietung, die von der ersten Stunde an auf Tesla setzten. Jetzt gehören sie zu den ersten, die in Österreich ein Model X ihr eigen nennen dürfen. Zu diesem Anlass gab es in Graz eine Model X Founder-Party für geladene Gäste.

Der Falke ist in Österreich gelandet

Am Freitag den 22. Juli versammelten sich beim Tesla Store in Graz viele langjährige Tesla-Kunden, künftige Model 3-Besitzer und Gäste und Partner aus der E-Community. Diese hatten vor allem eines im Sinn – das Model X mit seinen spektakulären Falcon-Wings endlich live und hautnah zu erleben. Zu den Feierlichkeiten gab es eine kurze Rede von Christian Fries, dem Geschäftsführer von ecar-rent und ein mit lässiger Hip-Hop-Musik begleiteten Festakt, wo das Model X aus einem Container – gefüllt mit Nebel – erstmals unter dem Beisein der Öffentlichkeit steirischen Boden befuhr.

Als sich der erste Nebel (gefrorener Stickstoff – kein Rauch 😉 verzogen hatte, scharrten sich bereits alle (auch ich) um den ersten E-SUV aus der Tesla-Familie. Schließlich war nicht nur „Gucken“ angesagt, sondern jeder konnte ausführliche Sitzproben auf allen der sechs Sitzplätze machen. Ganz wichtig natürlich, selbst die Falcon Wings zu betätigen, was sowohl über den großen Touch-Screen im Cockpit, über die Türgriffe von außen, bzw. über zwei Knöpfe im Inneren funktioniert.

Hier ein kurzer Video der Model X-Präsentation, leider etwas verwackelt, aber dafür authentisch und zu dem Zeitpunkt der Veranstaltung wurde er sogar live über Facebook gestreamt.

Sitzprobe im Model X

Eigentlich bin ich persönlich kein so großer Freund von SUVs. Zu groß, zu protzig, zu teuer und vor allem Sinnbild für einen verschwenderischen Umgang von den Erdöl-Reserven unserer einzigen Erde. Aber ein elektrischer SUV und dann noch von Tesla – das ist wieder ganz was Anderes. Plötzlich finden die typischen Klischees der SUVs keinen Nährboden mehr und selbst große SUV-Gegner und vielleicht selbst Elektroauto-Skeptiker werden diesem Fahrzeug eine gewisse Faszination nicht abstreiten können.

Mich hat das „aufgebockte Model S“, das als X aber absolutes Alleinstellungsmerkmal hat, jedenfalls sehr beeindruckt. Schaut in echt um einiges cooler aus als auf den meisten Fotos. Faszinierend ist auch der Unterschied, wenn das Fahrwerk über die Lufthydraulik ganz abgesenkt wird bzw. wieder auf die höchste Position fährt. In der tiefsten Fahrposition bekommt das Model X mehr und mehr Ähnlichkeit mit seinem Vorgänger – rassiger und eigenständiger ist der E-SUV doch auf oberster Ebene.

Das Model X von ecar-rent gehört zu einem der limitierten „Founder“-Modelle, welche besonders treuen Tesla-Kunden, die am Empfehlungsprogramm von Tesla teilnehmen vorbehalten sind. Die weißen Innensitze, die aus „veganem Leder“ sind, machen den Innenraum sehr freundlich und wirken äußerst elegant. Das hochwertige Kunstleder wirkt äußerst überzeugend und hat nicht den (für mich) unangenehmen Ledergeruch.

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Ähnelt sehr dem Cockpit des Model S, der Kontrast zwischen Schwarz und dem weißen „Vegan-Leder“ machen den Innenraum freundlich. Foto: Elektroautor.com

Wenn der Falke abhebt…

Die einzigartigen Flügeltüren im Fondsbereich des Model X sind natürlich der Eyecatcher schlechthin – doch sind sie auch wirklich praktisch? Bedienen kann man sie wie oben beschrieben über verschiedene Knöpfe und Schalter, auch vom Cockpit aus über den großen Touchscreen. Das Öffnen und Schließen schaut wirklich sehr stylisch und futuristisch aus, könnte jedoch (eilig hat man es heutzutage oft) eine Spur flotter vonstatten gehen.

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Foto: www.elektroautor.com

Leider kommt der häufigste Passagier im Model X, der Fahrer nicht in den Genuss der Flügeltüren, dennoch gibt es eine originelle „Einstieghilfe“. Die Fahrer- und Beifahrertüre öffnet und schließt ebenfalls elektrisch, besonders originell – beim Betätigen des Bremspedals wird die Fahrertüre wie von einem unsichtbaren Butler geschlossen. Was mir etwas negativ aufgefallen ist, dass beim elektrischen Öffnen der Fahrertüre, eine knapp daneben stehende Person leicht durch die Türe berührt wurde. Das sollte bzw. darf nicht in knappen Parklücken passieren, sonst gibt es Ärger mit dem Auto des Nachbarn.

Bei den mit Sensoren voll gepackten Falcon Wings funktionierte dies perfekt. Sobald jemand zu knapp bei der Tür stand, öffnete diese nur so weit, dass niemand auch nur annähernd berührt wurde. Etwas ungeschickt kommt mir jedoch die Tatsache vor, dass die Heckklappe nicht zur Gänze aufgeht, sobald eine der „Falken-Türen“ offen ist. Gerade, wenn das Auto voll gepackt wird, hat man mehrere Türen gleichzeitig offen und möchte sich nicht beim Kofferraum einladen bücken müssen.

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Am komfortabelsten haben es die Fond-Passagiere – enorme Kopffreiheit beim Einstieg durch die Falcon-Wings. Foto: Elektroautor.com

Außen hui – innnen hui

Der Innenraum des Model X ist wirklich sehr geräumig, die riesige Windschutzscheibe, die sich bis hinter den Kopfbereich des Fahrers zieht, gleicht einem Panoramawagen der Schweizer Eisenbahnen. Das gibt sicher ein tolles Fahrgefühl, vor allem bei Bergstraßen. Wie das mit der Aufheizung des Innenraums ist, wird sich erst in längeren Praxistests näher betiteln lassen. Der obere Bereich ist etwas abgedunkelt, es fehlen jedoch Lösungen wie eine Jalousie und die normalen Sonnenblenden sind noch dazu relativ schmal.

Das Cockpit und der Touchscreen ist sehr vertraut, da dem Model X sehr ähnlich. Jedoch gibt es hier von Haus aus eine ordentliche Mittelkonsole, die nicht zu sehr aufträgt, aber vor allem für Getränke gleich mehrere praktische Halterungen aufweist.

Bei den Sitzanordnungen gibt es mehrere Konfigurationen, die man jedoch bei Bestellung bekannt geben muss. Entweder man wählt drei Sitze in der zweiten Sitzreihe und dafür einen riesigen Kofferraum oder zwei Sitze und eine dritte Sitzreihe oder überhaupt nur vier Sitze insgesamt – hier gibt es genug Auswahl. Dieses Model X war mit insgesamt sechs Sitzen bestückt.

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Etwas enger geht es in der dritten Sitzreihe zu, trotzdem findet man hier zwei vollwertige Sitze. Foto: Elektroautor.com

Fazit: Supercooles Elektrofahrzeug, aber…

Bei jedem noch so tollen Produkt gibt es leider trotzdem immer auch einige Sachen zu bemängeln. Dabei sei jetzt einmal hingestellt, ob es sich um Jammern auf hohem Niveau handelt, oder man bei einem Fahrzeug über € 100.000,- einfach erwartet, dass alles tiptop in Ordnung ist.

So findet man bei genauerem Hinsehen bei der Karosserie und vor allem bei Kanten und Spalten doch einige Ungenauigkeiten bei der Verarbeitung. Beim rechten vorderen Kotflügel ist z.B. der Übergang zur Stoßstange fließend auf gleicher Höhe. Auf der anderen Seite gibt es hier eine Kante mit mehreren Millimetern Differenz. Auch schließt die linke Flügeltüre im unteren Bereich nicht ganz so schön bündig, wie weiter oben. Angeblich wurde aber bereits eine Mängelliste geschrieben und ich bin mir sicher, dass Tesla hier noch nachbessern wird.

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Foto: Elektroautor.com

So beeindruckend ich den neuesten CO2-freien Sprößling der Tesla-Flotte finde, etwas Bedenken habe ich nach wie vor bei den Flügeltüren. Das Einsteigen wird für die hinteren Fahrgäste dadurch zum Erlebnis, weil man stehend einsteigen kann. Aber es gibt konstruktionsbedingt extrem viel bewegliche Teile, Motoren, Scharniere, Dichtungen und komplexe Sensoren, die externe Berührungen vermeiden sollen. Diese vielen Teile und Funktionen sind natürlich auch anfälliger als konventionelle Türen. Von dem her hoffe ich, dass die Falcon Wings nicht zur Achillesferse des Model X werden und ihn nicht allzuoft zu Zwischenlandungen bei der Werkstätte veranlassen werden.

Dennoch hat Tesla ein gewaltiges Elektrofahrzeug auf die Räder gestellt, welches seinesgleichen sucht. Die Reichweite, der Antrieb, die Fahreigenschaften eines Sportwagens, die Autopilot-Funktion, die Falcon Wings der erste Hersteller überhaupt mit einem rein elektrischen Großraum-SUV. Das müssen erst einmal die vielen anderen Hersteller auf den Markt bringen, die zwar mit vielen Ankündigungen für 2018 oder 2020 versuchen zu punkten – aber jetzt haben wir 2016!! Das macht einen großen Unterschied.

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